Stellen Sie sich vor, Sie gehen durch eine enge, belebte Straße – die Art von Ort, an dem Geschichten verborgen und doch greifbar sind. Mit den Fähigkeiten, die unser Ansatz vermittelt, sehen Sie plötzlich Verbindungen, die zuvor unsichtbar schienen. Es geht nicht nur um das Festhalten eines Moments, sondern um das Erkennen von Spannungen, Rhythmen und dem, was ich manchmal als "visuelle Poesie" bezeichne. Interessant ist, wie diese Fähigkeit, das Unscheinbare bewusst wahrzunehmen, auch andere Bereiche berührt – von der Art, wie man Räume erlebt, bis hin zu subtileren Formen des Dialogs mit der Welt. Es entsteht eine Art Sensibilität, fast wie ein sechster Sinn. Und ja, das verändert auch die eigene Präsenz als Fotograf, aber nicht nur im beruflichen Kontext. Es geht um ein tiefgreifendes Verstehen der Dynamik des Alltäglichen.
Die Struktur des Street Photography-Kurses ist klar gegliedert, fast wie eine gut komponierte Fotografie. Es gibt Module, die jeweils ein bestimmtes Thema behandeln – von den Grundlagen der Kameraeinstellungen bis hin zur Kunst, den perfekten Moment auf der Straße einzufangen. Innerhalb der Module gibt es Abschnitte, die oft überraschend tief gehen. Zum Beispiel eine Einheit, die sich nur mit Schatten und Licht beschäftigt. Für mich fast meditativ. Aber dann gibt es auch Momente, in denen die Realität durchbricht: Wie fotografiert man jemanden, ohne dass die Person es merkt – und fühlt sich das überhaupt richtig an? Diese Fragen tauchen nicht immer im Kursmaterial auf, sondern entstehen einfach während der Übungen. Die didaktische Herangehensweise ist, wenn man so will, organisch. Es wird weniger Wert auf strikte Regeln gelegt, mehr auf das Sehenlernen. Ein zentraler Bestandteil ist die Praxis – und das wird auch deutlich gemacht. Die Teilnehmer sollen rausgehen, Fehler machen, die Kamera in der Hand spüren. Und dann gibt es diese fast provozierende Aufgabe: „Fotografieren Sie eine Szene, die Sie irritiert.“ Nicht jeder hat damit sofort Erfolg, das wird schnell klar. Aber genau das scheint der Punkt zu sein. Manchmal bleibt man an einem Abschnitt hängen, weil man merkt, dass es nicht nur um Technik geht, sondern um Mut.